Unikat oder Original

Was ist bei Fotografien Original und was Abzug?
Wie wird eine Cyanotypie rechtlich eingeordnet?

Auch wenn bei Cyanotypien ein Negativ verwendet wird, kann man trotzdem davon ausgehen, daß hier jeder Abzug ein Unikat ist. Cyantyopien sind kein stabiles Fotoverfahren. Deshalb ist jeder Abzug einzigartig in Bezug auf Farbton, Dichte/Kontrast und Randgestaltung. Ursache liegt einerseits in der Schichtauftragung per Hand, die nie identisch zu reproduzieren ist, als andererseits auch im instabilen chemischen Verfahren, was auf viele Außenfaktoren chaotisch reagiert (Luftfeuchtigkeit, Papierbeschaffenheit, Wassertemperatur und -beschaffenheit u.v.a.m.).

Kunstwerke, die aus einem Einzelstück bestehen (Gemälde, Grafik, Skulptur), sind Unikate und damit zugleich auch Originale. Serienkunstwerke (Drucke, Gussstücke, Fotos) gelten im Urheberrecht nur als Original, wenn die Fertigung der Abgüsse, Drucke und Abzüge vom Künstler, der die Urform hergestellt hat, überwacht wurde oder mindestens nach seinen Weisungen erfolgte. Eine Signatur ist dabei nicht notwendig, erleichtert aber den Nachweis.

Bei historischen und alternativen Fotoprozessen gilt das gleiche.
Bei Daguerrotypien, Polaroids, also wenn kein Negativ verwendet wird, ist das Unikat auch das Original. Wird dagegen ein Negativ verwendet, dann gelten bei Abzügen die gleiche Regel wie bei Serienkunstwerken.
Wobei Abzüge von historischen Fotoprozessen oft noch per Hand nachbearbeitet werden (getönt, bemalt, grafisch übermalt oder verändert) und damit wieder zu Unikaten werden.

Einteilung der Abzüge von Fotos
  • Vintage Prints: vom Fotograf oder unter seiner Anweisung angefertige Abzüge kurz nach der Negativherstellung
  • Period Prints: nach fünf bis zehn Jahren hergestellt
  • Modern Prints: nach mehr als zehn Jahren hergestellt
  • Posthumous Prints: nach dem Tod des Fotografen hergestellt

Darüberhinaus gilt es als eingeführte Regel, dass eine Beschränkung der Auflage stattfinden muß. Massenhafte Reproduktion gilt allgemein nicht als Kunstwerk.

"Man wird aber wohl davon ausgehen müssen, dass die Mengen, die renommierte Fotokünstler wie Andreas Gursky, Candida Höfer und Thomas Ruff von ihren Werken anfertigen lassen, einen gewissen Standard vorgeben und aufzeigen, wo etwa die Grenzen zwischen der Herstellung von Originalen und der Produktion von Kopien verläuft."
Zitat Dr. Wolfgang Maaßen, Das Original in der Fotokunst, Profifoto Heft 5/2007.

Im Falle von Andreas Gursky liegt diese Grenze bei maximal sechs signierten Exemplaren pro Bild. Hinzu kommen noch einzelne unsignierte Ausdrucke, die lediglich für Ausstellungszwecke bestimmt sind (exhibition copies) und die nach Beendigung der Ausstellung vernichtet werden.