Im kleinen Format
Ausstellung von Mitgliedern und Gästen

22. November - 7. Dezember 2025 | Kunstraum Heilsbronn
Traumsequenzen

Traumsequenzen bilden für mich die konzeptuelle Grundlage einer zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzung. Ausgangspunkt sind Collagen aus Studiofotografien und KI-generierten Elementen, die digital komponiert und weiterbearbeitet werden. Anschließend werden diese Bildkompositionen als Negative ausgedruckt und in einem analogen Verfahren mittels Cyanotypie auf Aquarellpapier belichtet.

Dieser hybride Prozess überträgt die charakteristischen Merkmale surrealer Traumwelten - die Betonung von Surrealität und Symbolik, die Auflösung von Raum und Zeit sowie die Sichtbarmachung des Unbewussten - in eine technologisch avancierte Bildsprache. Die Integration von KI ersetzt aufwendige Produktionsschritte wie den Einsatz teurer Ausrüstung, Studios oder Models und ermöglicht dennoch visuell eindrucksvolle, realitätsnahe Ergebnisse.

Komplexe Konzepte, die früher eine langwierige Nachbearbeitung erforderten, lassen sich nun effizienter und intuitiver realisieren. In der kreativen Allianz zwischen menschlicher Vorstellungskraft und algorithmischer Präzision entsteht ein neuer Raum für ästhetische Erkundungen, der die Möglichkeiten zeitgenössischer Kunst erweitert.

Sonnengruß

Hinter der Unordnung verbirgt sich oft mehr als bloße Nachlässigkeit. Sie ist die sichtbare Manifestation seelischer Wunden, ein Versuch, durch das Festhalten an äußeren Dingen dort Stabilität zu schaffen, wo das eigene Leben zerbrochen scheint.

Der Sonnengruß bietet eine spiegelbildliche, bewusste Antwort auf dieselbe grundlegende Frage nach dem Sinn. Er ist eine stille Philosophie in Bewegung, die das Leben nicht durch Besitz, sondern durch Hingabe und bewusstes Tun bejaht. Mit jedem Atemzug und jeder Haltung richtet man sich dem Licht zu, verkörpert rituell das Erwachen zum Bewusstsein.

Die tiefste Gemeinsamkeit beider Phänomene liegt in der Auseinandersetzung mit den universellen Rhythmen der Existenz. Wo das Chaos in der Spannung zwischen innerer Leere und äußerem Besitz erstarrt, greift der Sonnengruß den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, von Licht und Schatten auf und transformiert ihn in eine harmonische Bewegung. Beide ringen mit der Dualität des Menschseins: Die eine Seite klammert sich fest, in der Hoffnung, dadurch die Unsicherheit zu bannen; die andere Seite findet in der Abfolge von Loslassen und Neubeginn eine Verneigung vor dem Leben selbst. Sie sind somit zwei gegensätzliche Wege, die Verpflichtung zum Dasein zu erfüllen - der eine durch die Fixierung des Unglücks, der andere durch die tägliche, bewusste Bejahung des Kreislaufs.

Im Untergrund

Unter unseren Füßen liegt eine zweite Welt - dunkel, verborgen, still. Real und doch von mythischer Qualität, verkörpert sie das Vergangene, Geheimnisvolle und Verdrängte. Seit jeher galt der Abstieg in die Erde als Übergang zwischen Leben und Tod, zwischen Diesseits und Jenseits. Wer hinabstieg, betrat nicht nur einen geographischen Raum, sondern auch die Tiefen der eigenen Seele. Die Faszination des Unterirdischen ist untrennbar mit Angst verbunden. Doch gerade darin liegt die Verlockung: Wer hinabsteigt, überschreitet eine Schwelle, verlässt die Ordnung der Oberfläche und betritt das Reich des Unbewussten. Deshalb bevölkern Mythen und urbane Legenden die Tiefe - von Geistern der Toten bis zu geheimen Gesellschaften.

Der Untergrund ist Spiegel des Menschen. Hier sammelt sich, was oben keinen Platz hat: Abfall, Geheimnisse, verdrängte Erinnerungen. In der Literatur ist der Abstieg in die Tiefe stets Metapher für die Begegnung mit dem eigenen Schatten - von Dante bis Orpheus. Der Untergrund schenkt, was die Oberfläche verloren hat: das Gefühl, klein zu sein im Angesicht von Raum und Zeit. So ist die Faszination des Unterirdischen letztlich die Sehnsucht nach Tiefe in einer Welt der Oberflächen. Wer hinabsteigt, sucht nicht nur verborgene Orte, sondern verborgene Wahrheiten. Erst in der Dunkelheit begreift man, wie hell das Licht sein kann.